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Aquarellpapier, das kleine 1x1

  • Autorenbild: Letterexperimente
    Letterexperimente
  • 5. Sept. 2023
  • 4 Min. Lesezeit
Für Anfänger:innen, ein kleiner Durchblick im Papier-Dschungel

Für erfahrene Aquarellkünstler:innen ist eines klar: Die Wahl des richtigen Papiers ist essentiell für das Ergebnis und auch für die Freude am Malen. Für Anfänger:innen kann es sich oft mal anfühlen, als stünde man in einem Dschungel aus Begriffen wie „satiniert“, „cold pressed“, „hot pressed“ und vielen mehr.



Keine Sorge, wir haben alle einmal so verwirrt angefangen. In diesem Blogbeitrag möchte ich diesen Papier-Dschungel gemeinsam mit dir erkunden und dir wertvolle Tipps geben, wie du als Einsteiger:in das perfekte Aquarellpapier für deinen Stil auswählst, um deine kreativen Ideen zum Leben zu erwecken.



Der Baumwollanteil


Achte immer auf den Baumwollanteil deines Papiers! Je höher der Baumwohlanteil, desto besser die Qualität und desto höher ist meistens auch der Preis. Aber ich versichere dir, der Preisunterschied zahlt sich auf jeden Fall aus!


Aquarellfarben sind auf Wasserbasis und das Papier muss die Feuchtigkeit aufnehmen können, ohne sich zu verformen. Außerdem kann es die Farben besser halten und wiedergeben. Dadurch wirken deine Bilder lebendiger und behalten auch sehr lange ihre Leuchtkraft.


Baumwolle ist sehr saugfähig und nimmt Wasser schnell auf. Man kann in mehreren Schichten arbeiten und auch Korrekturen vornehmen. Man kann damit gute Farbverläufe zeichnen, also ideal für den Nass-in-Nass-Stil bzw. Loose Watercolor Stil. Hier empfehle ich auf die 100% zu gehen.


Für meine Skizzen verwende ich jedoch Papier mit 60% Cotton (= Baumwohlanteil). Das ist deutlich günstiger, aber auch hier erzielt man schon gute Effekte. Für mich eine gute Grundlage für meine Entwürfe und Übungen, bevor ich mich an das „gute“ Papier traue.



Tipp: 100% Baumwohlanteil für schöne Farbverläufe und Leuchtkraft, für Skizzen und Übungen reichen auch 60%. Wähle hochwertiges Papier mit einem angemessenen Baumwollanteil um die besten Ergebnisse bei deinen Kunstwerken zu erzielen.



Die Grammatur


Die Grammatur, auch das Papiergewicht genannt, ist ebenfalls sehr wichtig für dein Endergebnis. Dünneres Papier wellt sich schneller und damit bilden sich unfeine Pfützen Das kann natürlich auch ein Stilelement sein, aber davon gehe ich hier mal nicht aus ;-).


Dickeres Papier ist robuster und widerstandsfähiger, besonders wenn du intensiv mit Wasser und/oder in mehreren Schichten arbeitest. Auch das Radieren steckt so ein dickes Papier problemlos weg. Ich verwende hier 260 bis 300g/m2.


Für schnelle Skizzen oder Studien, eignet sich natürlich auch leichteres Papier. Dazu zähle ich alles unter 260g/m2. Aber gerade beim Radieren muss man hier besonders aufpassen, das kann das Papier schon ein wenig beleidigen und aufrauen, so dass die Farbverläufe darauf unkontrollierbar werden.


Tipp: auf 300g/m2 Papier kann man problemlos vorskizzieren (man kann bedenkenlos radieren) und danach brillante Farbverläufe malen.


Die Textur


Die Textur hat mich am Anfang am meisten verwirrt. Ich hoffe dir hier einen guten Überblick über die 3 Texturarten geben zu können.



1. glatt/satiniert/grain satiné

2. matt/feingekörnt/grain fin

3. rau/grain torchon/rough



Glattes bzw. satiniertes Papier


Satiniertes Papier hat eine glatte und ebenmäßige Oberflächenstruktur, das erleichtert das Zeichnen von feinen Linien und Details. Es eignet sich auch toll für Transparenzen. Wenn du deine Werke einscannen möchtest, ist die glatte Oberfläche viel einfacher zu digitalisieren als andere Texturen.


Nachteile von satiniertem Papier

Farbverläufe mit viel Wasser sind hier für Anfänger:innen viel schwieriger. Auch der Effekt von granulierenden Farben fällt darauf nicht so stark aus.



Mattes Papier


Mattes Papier wird auch als feingekörnt bezeichnet. Es hat eine leichte Struktur und ist sowohl für das Arbeiten mit nassen Farben als auch trocken sehr gut geeignet. Es ermöglichst lange Arbeitszeiten und weiche Übergänge. Meiner Meinung nach ist es für Anfäng:innen das perfekte Einsteigerprodukt.


Nachteile von mattem Papier

Der Vorteil der längeren Trocknungszeit ist gleichzeitig auch ein Nachteil. Man braucht einfach etwas Geduld. Die Textur kann auch etwas mehr Aufwand beim Scannen bedeuten. Da die Struktur am Scann deutlich sichtbar ist, muss man hier etwas mehr Zeit in die Bildbearbeitung stecken.


Raues Papier:


Raues Papier hat eine stark strukturierte Oberfläche. Die Struktur ist auch im fertigen Werk gut zu erkennen und verleiht deinem Werk ein ganz eigenes Aussehen. Für mich wirkt es gleich etwas traditioneller und rustikaler. Das kann man natürlich auch als eigenen Effekt in sein Werk einbauen.


Nachteile von rauem Papier:

Das Zeichnen von feinen Details ist auf rauem Papier schwieriger, da Linien kaum gerade werden. Gerade für Anfänger:innen kann das eine große Herausforderung sein. Die raue Struktur macht das Digitalisieren noch viel schwieriger als es schon bei mattem Papier ist.



Die Struktur ist auf dem rauen Papier klar erkennbar.



Noch stärker sieht man den Unterschied bei granulierenden Farben.



Hot Presse oder cold pressed?


Kaum hat man mal die Begriffe satiniert und rau so halbwegs im Griff, sorgt schon die nächste Eigenschaft für Verwirrung. Hot oder cold pressed Papier?


Hot pressed steht für heiß gepresst

Und das ist wörtlich gemeint. Hier wird das Papier unter hohem Druck und hoher Temperatur durch spezielle Pressen/Walzen geführt. Damit werden die Fasern enger zusammengepresst und die Oberfläche wird glatt. Ist „hot pressed“ mit „satiniert“ gleichzustellen? Nein, obwohl es im Allgemeinen glatter ist als „cold pressed“ kann die Oberfläche immer noch leicht texturiert sein.


Cold Pressed für kalt gepresst

Hier erfolgt das Pressen bei Raumtemperatur und weniger Druck als bei „hot pressed“ Papier. Die Oberfläche ist dadurch strukturierter. Dadurch ist es für Anfänger:innen leichter zu handhaben.


Tipp: Wenn dein Stil viele Details und klare Linien enthält, dann verwende glattes, kaltgepresstes Papier. Dann ist es auch einfacher, deine Arbeit zu scannen. Für einen Stil mit vielen Verläufen und wenn du Wert darauf legst, dass die Papierstruktur auch im fertigen Bild gut zu erkennen ist, empfehle ich dir "cold pressed" Papier und für Anfänger:innen speziell mattes Papier. Damit hast du am Anfang einfach am meisten Spaß, weil du relativ einfach zu Ergebnissen kommst, die nach "mehr" aussehen.


Fazit

Abschließend hoffe ich, dass dieser Blogbeitrag dazu beigetragen hat, den Papierdschungel zu lichten. Denke daran, dass die Wahl des Papiers von deinem persönlichen Stil und den gewünschten Effekten abhängt. Jedes Papier hat seine eigenen Vorteile!


Habt es fein!

Liebe Grüße Julia





Ein letzter Tipp: An dieser Stelle möchte ich auch die Folge Nr. 9 des Podcasts "mala&Rita - der Podcast für kreative Köpfe" empfehlen. Sie heißt "Nerd-Talk Materialien und Co" und hier erzählen Isabella und Lotta von ihren persönlichen Erfahrungen. Hier kann man viel Wissen aus jahrelanger Künstlerpraxis mitnehmen und auch den Hinweis, dass man nicht alles so machen muss, wie es gedacht ist und trotzdem tolle Ergebnisse erzielen kann.


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